Wie die Gesundheit des Mundraums unser Wohlbefinden beeinflusst

Der Mund als Eingangstor für Mikroorganismen

Nahrung, Flüssigkeiten und teilweise auch Atemluft gelangen durch den Mundraum in den Organismus. Sind Zahn- oder Kieferstatus nicht optimal, kann dieses Eingangstor schnell zum Verteilzentrum für Bakterien werden. In unserem Mund tummeln sich über 100 Milliarden Bakterien und Keime. Einige davon erfüllen wichtige Schutzfunktionen, daneben gibt es aber Mikroorganismen die unserem Körper Schaden zufügen können. Ist das Gleichgewicht zwischen den“ guten“ und den „bösen“ Mikroben gestört, gewinnen pathogene Erreger leicht die Oberhand. Die Folgen sind Beläge an den Zähnen und auf der Zunge, Karies, Entzündungen im Zahn -und Kieferbereich, Zahnfleischbluten sowie Probleme im Zusammenhang mit Implantaten, Brücken oder Kronen.

Was Zähne im Körper auslösen können

Leider bleiben Zahnkomplikationen nicht immer nur auf den Mundraum beschränkt. Sobald sich Bakterien und Toxineüber die Blutbahnen im Körper ausbreiten, können sie sich auch an andere Organe und Gewebe ansiedeln und Fernreaktionen hervorrufen. Vor allem bakterielle Entzündungen am Zahnfleisch (Parodontitis) sind häufige Auslöser für chronische Entzündungsprozesse in anderen Körperbereichen und Quelle für unterschiedliche Symptome. Dazu zählen u.a. allgemeine Müdigkeit, Störungen der Darmflora, Gelenkserkrankungen (infolge einer bakteriell bedingten Zerstörung von Knorpelgewebe) und sogar Herz-Kreislauferkrankungen, da die Entzündungsstoffe die Gefäßwände verengen.

Auch Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers können unangenehme Folgen nach sich ziehen. Durch das unnatürliche Kauverhalten werden die Muskeln im Halsbereich überreizt und damit Ursache für Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen. Auch Ohrgeräusche (Tinnitus) können durch einen „falschen Biss“ entstehen.

Die Bedeutung der ganzheitlichen Zahnmedizin 

Die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Mundgesundheit und Gesamtgesundheit rücken immer mehr in den Fokus der ganzheitlichen Zahnmedizin und führen zu einen umfassenderen Therapieansatz. Zweifellos können Naturheilverfahren allein nicht die Lösung für Zahn- und Kieferbeschwerden sein, doch können sie sehr wohl Begleitsymptome lindern und Heilungsprozesse unterstützen. So ist es beispielsweise durchaus sinnvoll eine Sanierung von Entzündungsherden im Mundraum durch die Ausleitung schädlicher Substanzen (Antibiotika, Entzündungshemmer usw.) aus dem Körper bzw. durch die Stärkung der Abwehrkräfte zu begleiten. Dazukönnen vielfältige natürliche Verfahren und Heilmittel eingesetzt werden, wie Kräuterpräparate, Vitaminkomplexe und Probiotika. Ähnliches gilt übrigens auch für die Pflege der Mundflora. Die manuelle Methode der Osteopathie hingegen hat sich zur Linderung von Beschwerden in Zusammenhang mit Korrekturen von Zahnfehlstellungen als nützlich erwiesen, da sich dadurch die Schädelknochen leichter an die Veränderungen anpassen können.

Geht es hingegen um die Prävention, so spielt neben einer sorgfältigen Zahnhygiene auch eine zahnfreundliche Ernährungeine beachtliche Rolle. Eine möglichst zuckerarme, naturbelassene und frische Kost, die reich an Ballaststoffen ist und gut gekaut werden muss, regt den Speichelfluss an, reduziert die schädliche Wirkung von Säuren und hält den Zahnschmelz intakt. Inhaltstoffe, welche die Zahngesundheit fördern wie Kalzium, Fluoride und antibakterielle Substanzen sind vor allem in Milchprodukten, Nüssen, Samen und Grüngemüse enthalten.

Und wichtig:Sprechen Sie auchmit Ihrem Arztüber Ihre Zahn -oder Kieferprobleme. Der Gesundheitszustand der Zähne und des Zahnfleisches kann wichtige Anhaltspunkte für die korrekte Diagnose vieler Beschwerden liefern und geeignete Wege für eine ganzheitliche Prävention oder Therapie aufzeigen.

Dr. Med. Rodolfo Toscano

Komplementärarzt und Facharzt für Gesichtschirurgie und Zahnmedizin